Design, Entrepreneur — Branding Tipps

Edit 2021: Mittlerweile arbeite ich seit einigen Jahren nur noch mit dem One Concept Approach und bin von dieser Arbeitsweise mehr als überzeugt!
Ich habe den Begriff des “One Concept Approach” bislang nur auf englischsprachigen Seiten gefunden. Der „Ein-Konzept-Ansatz“ klingt zwar nicht so schön, aber drückt es doch auch ziemlich passend aus – was hat es damit auf sich und warum will ich diesen Ansatz für meinen Designprozess verwenden?
Es ist bei den meisten DesignerInnen gang und gäbe KundInnen mehrere Konzepte zu präsentieren, aus denen diese einen Ansatz auswählen können. Ich selbst habe bis vor kurzem noch genau so gearbeitet. Okay, ich stecke sogar noch mitten in Projekten drin, bei denen ich so arbeite. Obwohl ich mich schon länger nicht mehr damit wohl fühle. Denn einige Erfahrungen haben mir gezeigt, dass dadurch immer wieder Probleme auftreten können, die sich eigentlich vermeiden lassen.
Mein Weg zum “One Concept Approach”
Anfang des Jahres habe ich begonnen meinen Designprozess zu optimieren. Schon beim Angebotschreiben merkte ich, wie ich nicht mehr „2–3 Entwürfe“ inkludierte, sondern nur noch „1–2“, um mir somit bereits selbst die Möglichkeit zu geben, nur noch ein Konzept zu präsentieren. Irgendwie sind es dann aber doch immer noch zwei geworden.
Es erfordert definitiv eine gewisse Überzeugung, den Weg des “One Concept Approach” zu gehen. Nun habe ich den Entschluss gefasst und werde es auch zukünftig genau so kommunizieren.
Lösungen statt Optionen
Als Art Direktorin und Grafikdesignerin möchte ich meinen KundInnen eine Lösung bieten und nicht mehrere Optionen schaffen. Ich werde von ihnen beauftragt, weil ich die Spezialistin bin, weil die Kunden mir vertrauen, weil ich weiß, was ich tue. Wenn ich jedoch zwei oder mehr Konzepte vorstelle, bietet das dann nicht Raum für Verwirrung? Zeugt das eventuell von einer gewissen Unentschlossenheit? Auf den ersten Blick zwar nicht, da man es genau so kennt. Wenn es aber mehrere Vorschläge gibt, dann ist auch nicht klar, welcher der passendste und effektivste ist.
Als Designerin bin ich durchaus in der Lage, diese eine Lösung für meine KundInnen zu finden. Die Erscheinungsbilder, die ich gestalte, sollen die KundInnen oder KäuferInnen meiner KundInnen ansprechen. Dahinter steckt jede Menge Recherche und Strategie. Warum sollte ich also am Ende meinem Auftraggeber die Wahl lassen, was nun das stärkste Konzept ist, und somit die immens wichtige Wahl einer subjektiven Entscheidung überlassen?
Denn das ist es schließlich: er oder sie wird immer – bewusst oder unbewusst – nach dem eigenen Geschmack auswählen, auch wenn man noch so sehr betont, dass wir für die entsprechende Ziegruppe gestalten.
Wenn dem Auftraggeber aber die eine, bestmögliche, strategisch überzeugende und anwendbare Lösung für das Branding vorliegt, dann steckt da ganz klar auch ein größerer Wert für sein Unternehmen dahinter.
“Technicians perform tasks.
Professionals provide a solution.”
– Sean McCabe
Was andere DesignerInnen über den “One Concept Approach” sagen
Einige DesignerInnen und Studios gehen den Weg des “One Concept Approach” bereits, z. B. Melissa Yeager oder Rowan Made, und berichten nur Gutes darüber. Aber es gibt auch ein paar Dinge zu beachten: unter anderem müssen vorab die Rollen genau definiert sein. Der Kunde gibt die Ziele und Inhalte vor. Der Designer ist zuständig fürs Design und Design-Entscheidungen. Eigentlich ganz einfach. Jedoch sollten diese Zuständigkeiten vorab klargestellt sein.
Wir wollen vermeiden, dass KundInnen aus mehreren Konzepten ihre Rosinen herauspicken und alles zu einer „Frankenstein“-Lösung zusammenwerfen. Das ist tatsächlich oft die Realität. Ein bisschen was hiervon, aber auch ein wenig davon… das erhebt den Kunden / die Kundin zum Art Director und den Designer zum Pixel Pusher: die Dinge passen nicht mehr zusammen, aber die KundInnen denken, sie hätten eine großartige Idee gehabt. Und ihn/sie wieder davon abzubringen, ist gar nicht so einfach.
“Because we present only one concept, we make sure that our initial presentation is killer.” – Rowan Made
Es treibt also mich als Designerin an, für dieses eine Konzept mein absolut Bestes zu geben, und die „Magie“ des Designs nicht auf mehrere Konzepte aufteilen zu müssen.
Die Vorteile des “One Concept Approach”
1. Als Designerin kann ich diesem einen Konzept meine volle Aufmerksamkeit schenken.
Natürlich ist es ein längerer Weg dorthin: mit sehr großer Wahrscheinlichkeit gingen diesem einen Konzept einige viele andere voran. Durch Entscheidungen und Verfeinerungen kristallisiert sich dann aber dieses Konzept heraus, welches viel stärker ist, als es 2–3 andere je (gleichzeitig) sein könnten. Denn hier müsste ich meine Energie, Aufmerksamkeit und Detailliebe ja auf die drei aufteilen.
2. Das Konzept wird genau auf die Zielgruppe zugeschnitten.
Das ist natürlich generell das Ziel von guten Designern. Aber wenn man ehrlich ist: vermutlich werden mehrere Konzepte nie gleich gut zur Zielgruppe sprechen. Dieses eine Konzept aber kann ich bis ins kleinste Detail ausarbeiten und schließlich so gut im Kontext zeigen (durch Anwendungsbeispiele und Mockups), dass auch für meine KundInnen sehr schnell klar wird, warum genau dieses Konzept so gut funktioniert.
3. Den KundInnen wird eine große Last genommen.
Auch wenn sie es vielleicht so gewohnt sind und sich erst einmal wünschen, mehrere Entwürfe gezeigt zu bekommen, sollten die KundInnen diesen Vorteil erkennen: Sie sind keine ausgebildeten oder erprobten Gestalter. Demnach sollten sie diese sehr wichtige Entscheidung auch nicht treffen müssen.
4. Es gibt mir als Designerin Glaubhaftigkeit und baut Vertrauen zu meinen KundInnen auf.
Denn der “One Concept Approach” setzt Erfahrung und Selbstbewusstsein voraus und impliziert Professionalität – Anfänger oder Halbprofessionelle werden diesen Weg nicht wählen.
Ich bin super gespannt, wie sich der “One Concept Approach” in der Praxis für mich und meine KundInnen erproben wird. Ich werde ihn ausprobieren und dich an meinen Erfahrungen teilhaben lassen. Hast du Fragen dazu oder gehst diesen Weg ebenfalls und möchtest deine Erfahrungen mit mir teilen? Dann hinterlasse mir einen Kommentar!
Du würdest gerne mit mir zusammen arbeiten und den “One Concept Approach” für dein Projekt in Anwendung sehen? Schau dir mein Design-Angebot an!
Edit: mittlerweile sind fast 1,5 Jahre vergangen und ich habe nicht einmal zurückgeschaut! Der One Concept Approach ist weiterhin meine favorisierte Art Design-Konzepte zu präsentieren und es funktioniert.
Willst du mehr Design Insights von mir erhalten? Dann abonniere doch meinen Newsletter!
finde ich grundsätzlich einen interessanten Ansatz und einen mutigen Schritt. Ich bin leider immer noch bei den 2-3 Entwürfen, obwohl es mir manchmal auch so geht, dass man eigentlich eine richtig gute Lösung hat und sich dann noch schnell einen zweiten Entwurf aus den Rippen leiern muss (der ja eigentlich auch gut sein muss – zumal manche Kund*innen ein großartiges Talent dafür haben den schlechtesten Entwurf zu favorisieren). Ich habe leider grundsätzlich das Gefühl, dass bei Designentscheidungen noch ganz viel »Das gefällt mir noch nicht.« und »Ich mag die Farbe nicht.« dabei ist. Bei manchen verständlich, schließlich ist es oft auch das eigene »Baby«, dass da ausgestaltet wird, bei anderen habe ich einfach nur den Eindruck, dass sie selbst gern Designer*in geworden wären, sie aber die Werkzeuge nicht beherrschen und andere denken wiederum einfach, dass es dazugehört, dass sie im Design so rumrühren können, wie sie es für richtig halten und dann manchmal so »Frankenstein«-Lösungen entstehen (sehr guter Begriff übrigens). Das ist einer der Gründe wieso für mich Grafikdesign als Auftragsjob immer unattraktiver geworden ist. Deswegen gut, dass du da so stark bist an der Stelle die Rollen nochmal zu klären. Beim/Bei der Automechaniker*in steht ja auch niemand daneben und erklärt ihm/ihr, wie er/sie das Auto reparieren soll. Ich denke aber, dass es ein harter Job ist diese Überzeugungsarbeit zu leisten und sich manche dadurch vielleicht auf den Schlips getreten fühlen.
Den Wunsch nach mehreren Entwürfen kann ich aber auch von Kundenseite her nachvollziehen. An Gestaltung ist eben nicht alles rational erklärbar und es spielt natürlich auch der Geschmack mit rein (wenn es wirklich nur eine richtige Lösung gäbe, wäre Design nicht so divers). Zumal es psychologisch etwas völlig anderes ist, wenn man den Kunden vor vollendete Tatsachen stellt, als wenn man ihm eine (überschaubare!) Auswahl gibt. Da viele eben doch den Drang oder die Lust haben mitzugestalten, gibt es Ihnen ein gutes Gefühl etwas mit entscheiden zu können.
Wie auch immer, ich bin gespannt was du zu berichten hast, wie es mit dem Ein-Konzept-Ansatz so läuft! Aus Gestaltersicht auf jeden Fall sehr nachvollziehbar, ich hoffe es klappt auch in der Praxis mit dem Kunden gut!
Lydia aus Halle!
1. Es setzt voraus, dass der Kunde tatsächlich begeistert ist (ist bei Dir zwar sehr wahrscheinlich 😉 von dem Entwurfskonzept. Konkret: Ich folge zwar Deinem Ansatz, bevorzuge aber eigentlich z.B. in Sachen Schrift „Geradlinigkeit und Minimalismus“ (etwa Schrift ohne Serifen). Ich habe mich aber geöffnet. Wem das z.B. absolut nicht behagt, wird das nicht tun…